Ukraine

UKRAINISCHE MÄRKTE

Zwar gibt es in der Ukraine auch teure Haushaltswarenläden und Shopping Malls, doch will man günstig einkaufen muss, man über die großflächigen bunten Märkte ziehen. Hier gibt es alles! Jede »Branche« hat ihren Bereich. Hier Rohre und Duschköpfe, da KFZ-Teile, neue und gebrauchte Klamotten, Lebensmittel aller Art, Holz- und Haushaltswaren. Und Rund herum lagern flohmarktartig Verkäufer für alles, was schon bessere Zeiten gesehen hatte. Wenn man ein wenig Erfahrung oder Geduld mitbringt, kann man sich eine komplette Grundausstattung für den Haushalt mit weniger als fünfzig Euro zusammenkaufen. Nur wenn wir viele Gäste hatten mussten wir später auf Einweggeschirr oder abgeschnittene Wasserflaschen zur Erweiterung unseres Tellervorrats zurückgreifen.
Auf den Märkten hat ein jeder seine Nische gefunden. Sowohl was den Raum angeht, als auch die Produktauswahl. Babuschkas, Großmütterchen, die auch von allen als solche angesprochen werden, bieten an, was der Garten oder der Einmachtopf so hergibt. Manchmal auch gestrickte Socken oder handgemachte Besen. Der eine repariert Handys per Lötkolben, der nächste hat sich auf Olivenprodukte spezialisiert oder bietet allerlei geschmacklose Bettüberzüge oder Bürsten und Lappen feil. Es gibt eine extra Gasse für Kleintiere: In einem Käfig tummeln sich geschätzte 60 Wellensittiche, Kaninchen vögeln in Kartons und Hähne krähen aus diversen Ecken. Blumen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Anders als im unromantisch abgeklärten Europa spielen sie im ukrainischen Alltag eine wichtige Rolle. Nicht nur, dass die Männer zumeist hoffnungslos romantisch sind — auch an den zahlreichen Statuen russischer und ukrainischer Literaten und Politiker finden sie sich wieder. Ob Lenin, Chruschtschow oder Dostojewski, an fast jeder Statue liegt ein Sträußchen.

FRÖHLICHES LEBEN IN KHARKOW

Unser ständig wachsender Freundeskreis — auch Alona war inzwischen zurückgekommen — entführte uns regelmäßig an wundersame Orte. Klettern auf einer ehemaligen russischen Kaserne, Musikabend am Fluss, Filmgucken im Literaturmuseum oder Geburtstagsparty mit Polizeibesuch oder Besuch bei Vollblutkünstlern mit Pinkeleimer in der Dachbodenwohnung. Neben den obligatorischen Konzerten von Jurics Balkanband gab das kulturelle no-budget Leben einiges her. Eines der Highlights: Irgendwo in den Katakomben der Kharkowschen Oper waren wir bei einer Maskenbildnerin zur Jamsession eingeladen. Der Weg führte uns zunächst durch die Eingangshalle der Oper, vorbei an der Bühne, durch zahlreiche kaum beleuchtete Gänge, über einen Innenhof und wieder hinab in den Keller um dann mit einem Fahrstuhl einige Gänge weiter wieder hinaufzufahren. Neben Musik und Tanz gab es zahlreiche fantastische Kostüme und Masken zum bestaunen.

Wir revanchierten uns mit gemeinsamen Koch- und Plaudersessions — nicht selten gab es in unserer kleinen Wohnung Musik und Wodka bis spät in die Nacht. Erstaunlicherweise haben sich die Nachbarn niemals beschwert. Sie revanchierten sich mit lauter Musik, die uns dann in den meist späten Morgenstunden aus dem Bett warf — da wurde einem dann schlagartig klar, wie dünn die Wände sind und was es akustisch bedeutet, wenn sämtliche Rohre für Heizung und Wasser durch alle Stockwerke senkrecht nach oben gehen.

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3 Responses to “Ukraine”

  1. Stephan Says:

    meeeeensch thorsten, datt hört sich ja interessant an! das musste mir mal vis–à–vis erzählen. (falls du nochma in schland vorbeiguckst :-) ) greetz !

  2. Stephan Says:

    … seh grad, dass das unter dem komplett-artikel steht. ganz speziell meinte ich das mit dem aikido-meister ;-)

  3. Thorsten Krug Says:

    Werd ich auch mal wieder. Wahrscheinlich bin ich am 22. Juni in Heggelbach bei meiner Schwester. Ein kleinen niedliches festival. Sobald ich mehr weiss, gibt es noch ne email Einladung.

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