Ukraine

RAINBOW IN DEN BERGEN

Das Rainbowgathering war in den Karpaten, einem Gebirge, dass sich über 1300km bogenförmig über Ost- und Südosteuropa erstreckt. Ganz in ihrem Westen hat auch die Ukraine Teil an dieser Gebirgskette. In der Nähe von Ljuta traf ich auf geschätzte 1600 Hippies. Anders als ich es von vergangenen europäischen Gatherings kenne, waren die Zelte über eine riesige Fläche von ca. 2 auf 4 km verstreut. Das Camp hatte kein richtiges Zentrum und die Stimmungslage war eher bedrückend. Die letzten Tage war es in der Gegend sehr regnerisch und kalt gewesen, viele haben zu meiner Ankunft das offiziell nur noch fünf Tage dauernde Treffen schon vorzeitig verlassen. Leider auch einige Freunde aus Deutschland und Israel, die ich gerne noch getroffen hätte. Aber mit mir kam auch die Sonne zurück, die Tage wurden schöner und die Nächte waren zwar kalt, aber trocken.
Ich glaube, einer der wichtigsten Gründe für das etwas unterentwickelte Gemeinschaftsgefühl dort waren Sprachbarrieren. Viele der Russischen und Ukrainischen Teilnehmer sprachen kaum oder überhaupt kein Englisch. Anders als auf Westeuropäischen Treffen fehlte einfach die gemeinsame Sprache. Und da sich offensichtlich nicht alle darum bemühten, einen gemeinsamen Weg zu finden, bildeten sich diverse Subzentren, jeweils mit eigenem Sprachraum und oft eigener Küche. Nur noch wenige fühlten sich für die leider etwas abseits liegende Gemeinschaftsküche verantwortlich. Workshops wurden in den letzten Tagen auch kaum noch angeboten — man saß mit seinen Freunden, machte Musik und kochte Pilze oder Beeren von denen es in der Gegend reichlich gab. Trotz Sprachbarrieren habe ich aber auch einige Russen und Ukrainer kennen gelernt. Kurz bevor ich einer Erkältung erlegen bin, wie so viele andere in dem kalten nassen Klima, haben mich meine russischen Zeltnachbarn zu einer Swetlodge-Sauna eingeladen. In ein aus allerlei Zweigen erstelltes ungefähr zwei Meter großen rundes Zelt, dass mit allerlei Plastikplanen abgedeckt ist, werden in einem großen Feuer erhitzte Steine geschaufelt. Anschließend wird das ganze mit Wasser begossen bis es einem aus den Ohren dampft. Ganz nach russischer Art, wird dann noch gegenseitig mit einem Büschel Zweigen der Körper abgeklopft. Dabei geht es auch nicht gerade zimperlich zu — man soll schon auch am Ende froh sein, dass man es überstanden hat. Zwischen einzelnen Saunagängen ein kaltes Bad im Gebirgsbach und ein heißer Tee, dazu Trommelmusik und Flötenklänge — mein Highlight dieses Rainbows.

Als das Rainbow zu Ende war, habe ich mich noch ca. eine Woche lang an den Aufräumarbeiten, dem sogenannten »clean-up« beteiligt. Da findige ukrainische Händler nicht weit vom Zentrum des Camps ihre Shophütten gezimmert hatten und es immer etwas zu kaufen gab, gab es diesmal ein ausgewachsenes Müllproblem. Dass man sein Camp so verlassen soll, dass man in ein paar Monaten nicht mehr erkennt, dass dort eines war, schien auch nicht allen Teilnehmern bewusst gewesen zu sein. So habe ich einige Tage lang Müll gesammelt und sortiert, Feuerstellen abgebaut und übrig gebliebenes Feuerholz zu den noch aktiven Feuerstellen gebracht. Die Gruppe wurde nun von Tag zu Tag kleiner und es kam doch noch ein wenig Rainbow-Family Gefühl auf. Zuvor hatte es fünf Tage gebraucht, bis mir jemand freiwillig einen Tee angeboten hat; und als ich mit meinem dicken Rucksack mitten in der Nacht am Camp angekommen war, ließen sich die in einer Teestube Versammelten nicht einmal zu einem netten Hallo bewegen. »The europeans never take any tea, it’s very funny« haben mir die Menschen erklärt — irgendwo gibt es da wohl ein anderes Verständnis vom Miteinander. Anders als ich es von meinen bisherigen Gatherings kannte. Das Wir-Gefühl des Miteinanders kam erst am Ende des Rainbows beim clean-up auf.

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3 Responses to “Ukraine”

  1. Stephan Says:

    meeeeensch thorsten, datt hört sich ja interessant an! das musste mir mal vis–à–vis erzählen. (falls du nochma in schland vorbeiguckst :-) ) greetz !

  2. Stephan Says:

    … seh grad, dass das unter dem komplett-artikel steht. ganz speziell meinte ich das mit dem aikido-meister ;-)

  3. Thorsten Krug Says:

    Werd ich auch mal wieder. Wahrscheinlich bin ich am 22. Juni in Heggelbach bei meiner Schwester. Ein kleinen niedliches festival. Sobald ich mehr weiss, gibt es noch ne email Einladung.

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